Objekt von Klaus Simon: Priestersitz, Eichencubus mit kreuzförmiger Auslassung erdwärts gerichtet
Objekt von Klaus Simon: Priestersitz, Eichencubus mit kreuzförmiger Auslassung erdwärts gerichtet

"Am spannendsten war, dass wir auf dem Kirchplatz ein Zelt aufgestellt haben, in dem Klaus Simon seine Holzteile verarbeitet hat. So konnte die Gemeinde daran teilnehmen, wie Altar und Ambo direkt vor Ort entstanden. Die Gemeinde war dadurch so stark in das künstlerische Werk von Klaus Simon einbezogen, wie ich es noch nie erlebt habe." Interview 2012

B. Braun, Architekt des Umbaus und Planung des Communioraumes in St. Marien


seit 2003 BRUNOBRAUN ARCHITEKTEN.

2002-2017 Vorsitzender des BDA Düsseldorf

seit 1980 Mitglied im BDA (Bund Deutscher Architekten)

seit 1979-2003 eigenes Architekturbüro in Partnerschaft TBP Triet Braun & Partner in Düsseldorf

1974-1978 Freischaffender Architekt in verschiedenen Architekturbüros in Deutschland, u.a. bei Prof. Christoph und Brigitte Parade Architekten, Düsseldorf

1974 Examen an der Hochschule für Bildende Künste in Düsseldorf, mit dem Thema: Bauen für Behinderte

1969-1974 Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Düsseldorf bei Prof. Hans Hollein, Prof. Ernst Kasper und Prof. Karl Wimmenauer

1969 Studium an der internationalen Sommerakademie in Salzburg bei Prof. Bakema

1954-1966 Schul- und Lehrausbildung in der Schweiz (Kreuzlingen und Zürich)

1947 geboren in Kreuzlingen, Kanton Thurgau, Bürger von Kreuzlingen


St.Marien Ahrensburg, Werkbeschreibung B.Braun

Der aus den 50er Jahren stammende Kirchenbau wurde durch eine Vorhalle und einen Sakristeianbau erweitert. Aus der klassischen Längskirche ist ein Communio-Raum (Ellipsenmodell) entstanden. Taufort im Vorraum, getrennt durch ein grosses Tor, Ambo, Feierraum und Altar sowie das Kreuz im neuen Fenster bilden die neue Querachse des Raumes.


Neugeschaffener Kirchvorplatz mit Pergola und Gottesbuden, Eingangsbereich von St. Marien, Architekt B.Braun
Neugeschaffener Kirchvorplatz mit Pergola und Gottesbuden, Eingangsbereich von St. Marien, Architekt B.Braun

Bruno Braun im Gespräch

Kirchenräume von heute – für morgen

Künstlerseelsorge im Bistum Hildesheim 2012

Interview des Künstlerseelsorgers Ulrich Schmalstiegm(US) mit dem Architekten Bruno Braun am 17. März 2011 in Düsseldorf

 

......(US) Die St. Marienkirche in Ahrensburg, ein Bau der Fünfzigerjahre, wurde in 2001 ebenfalls durch Kooperation mit dem Bistum Osnabrück von Ihnen umgebaut. Sie hat durch ihre innovative liturgische Durchgestaltung deutschlandweit Beachtung gefunden. Als Communio- Raum- Lösung, gekennzeichnet durch die Zweipoligkeit der Primär- Orte Altar und Ambo, die der Grundordnung unserer katholischen Messfeier als Wortgottesdienst und Eucharistiefeier entspricht, hat sie diesem Raummodell großen Vorschub geleistet. Können Sie zum Entwicklungsgang dieses Projektes einige Stationen nennen?

 

Die Sanierung mit Umbau der Kirche Ahrensburg ist aus einem Wettbewerb hervorgegangen, der nicht nur diese Kirche umfasste. Hier hat man damals über einen Wettbewerb ein neues kirchliches Zentrum geschaffen mit Kindergarten, Gemeindehaus und einem Wohngebäude mit Büroräumlichkeiten für die Malteser. Der letzte Abschnitt der Verwirklichung dieses Wettbewerbes war die Sanierung und Umgestaltung der Kirche.

Der Communio- Raum ist kein Bestandteil des Wettbewerbs gewesen. Er kam erst später durch den .....Pastor .... dazu. Der Pfarrer war derjenige, der den ersten Gedanken eines Communio- Raumes in die Gemeinde getragen hat. Ich wurde als Architekt dazugezogen um Vorschläge zu machen, ob und wie diese Anordnung in der Kirche möglich sei. Der Pfarrer blieb bis zum Schluss die treibende Kraft, das muss ich betonen. Ich habe mich daraufhin sehr intensiv mit dem Communio- Raum- Modell auseinandergesetzt und kam zu der Überzeugung, dass es für Ahrensburg die richtige Form ist.

 

(US) War diese Idee in der Gemeinde schon ein wenig vorbereitet?

 

Der Pfarrer hatte die Grundgedanken vermittelt. Trotzdem sind wir beide mit meinen ersten Entwürfen anfangs auf heftigen Widerstand in der Gemeinde gestoßen. Mit dem Geschick des Pfarrers aber ist es uns gelungen, die Gemeinde durch Informationen im Rahmen von unterschiedlichen Veranstaltungen und Vorträgen sukzessiv dafür bereit zu machen. Es hat am Schluss immer noch Leute gegeben, die gesagt haben, in die Kirche werde ich nie mehr einen Fuß setzen. Aber die Gemeinde, vor allem die jüngeren

7Gemeindemitglieder und Familien, ist insgesamt mit Begeisterung an dieses Projekt herangegangen. Ich bekomme aus der Gemeinde heute noch Briefe, die sagen, wie gut, dass wir uns damals so entscheiden haben.

 

St. Marien, Blick vom Kindergarten, Fensterschnitt der neuen liturgischen Achse mit von außen sichtbarem roten Fenterkreuz, Christus verbindet Himmel und Erde, Architekt B.Braun
St. Marien, Blick vom Kindergarten, Fensterschnitt der neuen liturgischen Achse mit von außen sichtbarem roten Fenterkreuz, Christus verbindet Himmel und Erde, Architekt B.Braun

(US) Einen nicht unwichtigen Teil an der Gesamtwirkung hat vermutlich der bildhauerische Beitrag. Die Primär- Orte sind von dem Krefelder Klaus Simon geschaffen worden. Wer hat diesen Künstler ins Spiel gebracht?

 

Ich kannte Klaus Simon persönlich aus der Kunstakademie, aber bis dahin hatte ich noch nie mit ihm zusammen gearbeitet. Hier kam die Vermittlung aus Osnabrück und wir haben in Ahrensburg sehr gut zusammenarbeiten können. Am spannendsten war, dass wir auf dem Kirchplatz ein Zelt aufgestellt haben, in dem Klaus Simon seine Holzteile verarbeitet hat. So konnte die Gemeinde daran teilnehmen, wie Altar und Ambo direkt vor Ort entstanden. Die Gemeinde war dadurch so stark in das künstlerische Werk von Klaus Simon einbezogen, wie ich es noch nie erlebt habe. Sie hat verfolgen können, wie die riesigen Baumstämme dort ankamen, die er in Schweden oder anderswo gefunden hatte, wie die angeschleppt worden sind, in Blöcke zerschnitten wurden und er schließlich direkt vor Ort gearbeitet hat. Ich glaube, das war ein einmaliges Erlebnis! Klaus Simon ist dabei ein guter Kommunikator. Er kann sehr gut über seine Kunst sprechen, ja er kann grundsätzlich gut über Kunst sprechen und diese Fähigkeit ist in einer Gemeinde sehr wichtig. Das ist manchmal ein Manko bei Künstlern, die gleichermaßen gute Arbeit machen, aber über ihr Werk nicht genauso versiert sprechen können.

 

(US) Ich selbst habe ihn einmal persönlich bei einer Tagung kennengelernt. Da haben wir in Osnabrück einen umgestalteten Kirchenraum betrachtet, wo die Gemeinderäume in den zu großen Kirchenraum integriert worden waren und dadurch die alten Räumlichkeiten für eine Erweiterung der Kindertagesstättenutzbar wurden. Aufgrund der verkürzten Sichtachse auf den Altar, war jetzt störend sichtbar, wie unzureichend die übernommene Innenausstattung von Altar und Ambo für die neue Raumsituation war. Klaus Simon fiel mir dabei vor allem durch sein sensibles Gespür für den stimmigen Platz eines liturgischen Ortes auf.

 

Ja, das ist das eine, wenn er selbständig Orte aussucht. Auf der anderen Seite, wenn wie in Ahrensburg die Architektur und sogar die Standorte vorgegeben waren, zeigt er dies starke Einfühlungsvermögen auch darin, dass er begreift, was ich als Architekt schon räumlich vorgedacht habe, wo er also die Konzeption mit seiner Arbeit und Aussage mitzutragen und zu unterstützen hat.

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